Seit 2017 ist der Stadtgarten Fäberwiese ein Ort der Begegnung und des Zusammenseins. Sie ist ein Platz für Menschen jeglichen Alters und jeglicher Couleur. Vieles ist möglich und es hat nach wie vor hat es viel Platz für Ideen und kreative Projekte. Haben Sie Ideen für Weiterentwicklungen, Fragen oder möchten Sie Unterstützung beim Aufbau eines eigenen Projektes? Melden Sie ungeniert sich hier.
Wetzikon - weder Stadt noch Dorf, eine Stadt ohne Stadtmerkmale
Wetzikon war lange Zeit eine Dörfergemeinschaft, welche über die Jahrzehnte zusammen gewachsen ist. Die Bautätigkeit hat sich gleichförmig auf eingezonte Landwirtschaftsflächen und entlang den Strassen zwischen den ehemaligen Zivilgemeinden verteilt. Deshalb fehlen der heutigen Stadt etablierte, früh gewachsene städtische Strukturen. Seit 1990 hat die Bevölkerung um rund 40% von 16‘000 auf heute über 25‘000 EinwohnerInnen zugenommen.
Wetzikon hat mittlerweile eine stadtliche Grösse und mit dem Parlament eine entsprechende politische Organisation. Es fehlt aber nach wie vor eine gewachsene urbane räumliche Strukturen wie z.B. zentrale Parkanlagen. Das einst ländlich geprägte Dorf mit seinen Wiesen, Feldern und Wegen ist verschwunden. An seine Stelle ist aber nicht eine Stadt gewachsen, sondern eine Agglomerationsgemeinde. So ist Wetzikon heute vor allem weder noch: Weder Stadt noch Dorf, weder urban noch ländlich. Genau dieser Zustand zeichnet Agglomerationen aus. Und ist nicht nur schlecht.
Inneres Wachstum und Druck auf die Naturschutzlandschaften rund um Wetzikon
Bei der baulichen Entwicklung Wetzikons wurde den Aufenthalts-, Grün- und Begegnungsräumen in den Quartieren viel zu wenig Beachtung geschenkt. So fehlen heute Erholungs- und Bewegungsräume als Merkmal gesunder und sozialfördernder Quartiere. Die wenigen noch bestehenden Restflächen im Besitz der Stadt Wetzikon wie z.B. die Färberwiees, die Hedi-Lang-Wiese und Binzackerwiese sind (mit Ausnahme eben der Färberwiese) durch ihre meist konventionelle landwirtschaftliche Nutzung weder innerstädtische Erholungsräume noch wertvolle naturnahe Lebensräume für Fauna und Flora.
Gleichzeitig erfuhren rund um Wetzikon Landschaften wie Robenhuserriet, Ambitzgigebiet, Kemptnertobel gleichermassen eine Aufwertung als Schutzgebiete wie auch als Naherholungsraum. Deren Nutzung wurde für Menschen zugunsten der Natur kanalisiert, womit Freiräume auch hier markant zurückgingen. Die heute überregionalen Naherholungsgebiete leiden unter einer beträchtlichen Übernutzung und verlieren für WetzikerInnen an Attraktivität. Der Druck auf die Naturschutzlandschaften verstärkt den Druck auf die innerstädtischen Räume.
Aus der Not einer Agglomerationsstadt eine Tugend machen
Das vermeintliche Negativum der fehlenden Stadtstrukturen mit Zentrum und Park kann auch positiv umgedeutet und als besondere Note von Wetzikon erkannt werden. Anstelle eines grossen zentralen Stadtparks kann die Stadt Wetzikon in den Quartieren kleinere Begegnungs- und Erholungsräume planen und gestalten. Kleine Anlagen lassen sich zeitlich abgestuft und einfacher umsetzen. Sie greifen sozialräumliche Besonderheiten auf und sind näher beim Alltag der Menschen. Über die Jahre und Jahrzehnte kann sich ein Geflecht von innerstädtischen Kleinparks, Plätzen und Wegen entwickeln, welche sich untereinander und mit den bereits umgesetzten «Fjorden» verbinden. Sie können der Stadt eine einzigartige städteplanerische Prägung geben.
Innerstädtische Sozialraumentwicklung kann dem Verdrängungsprozess durch Verdichtung entgegenwirken. Den Wetziker:innen werden wieder vermehrt Erholungs- und Begegnungszonen in ihrem Alltag geöffnet. Freiraumentwicklung ist folglich ein städtebaulicher Ansatz, der einerseits dem stetigen Wachstum etwas entgegensetzt und andererseits die umliegenden Schutzgebiete entlastet.
Besonderheiten des Quartiers Widum
Als neu entstandenes, auf die grüne Wiese gebautes Quartier, fehlt dem Widum auch die gewachsene Struktur eines ehemaligen Dorfkerns. Weder der Quartierverein Kempten noch der Quartierverein Robenhausen fühlen sich zuständig und können das grosse neue Quartier bzw. dessen BewohnerInnen integrieren. Bereits im REK wurde erkannt, dass es neben den verdichtet gebauten Anlagen Freiräume für die Quartierbevölkerung notwendig sind. Faktisch ist dazu aber nichts Konkretes unternommen worden. Deshalb wurde die IG Färberwiese gegründet, um im Quartier Widum die stadteigene Färberwiese zumindest vorübergehend als solchen Freiraum zu sichern.
Der Stadtgarten Färberwiese ist kein Schrebergarten
Zentrale Charistika eines Stadtgartens oder anderen urbanen Gemeinschaftsgärten ist die Gemeinschaftsorientierung. Die Form allerdings ist vielfältig: Kindergärten, Familiengärten, Frauengärten, Nachbarschaftsgarten, Schulgärten, interkulturelle Gärten, Selbstversorgungsgärten, Kooperativen, Permakulturprojekte, Sinnesgarten, Generationengärten. Auch Bienenvölker finden Platz in den Gärten und es können allerlei Kurse und Workshops stattfinden.
Was unterscheidet einen Quartier- oder Stadtgarten von den traditionellen Familiengärten?
Die Unterschiede zeigen sich nicht nur durch die fehlenden Zäune zwischen den individuell bewirtschafteten Beeten. Der Stadtgarten Färberwiese ist ein Gemeinschaftsgarten und das bedeutet, dass Umgebung, Gartenwerkzeug, Materialtunnel gemeinsam gepflegt werden. So entsteht eine Gemeinschaft über gemeinsames Tun. Das geschieht aber nicht nur von selbst, es braucht auch die aktivierende Begleitung der IG Färberwiese, damit dieses Verständnis immer wieder von Neuem vermittelt werden kann. Heute gärtnern rund 20 Parteien aus ca. 10 Nationen auf rund 40 Beeten. Das unterschiedliche Kulturverständnis von Gemeinschaft und Privatheit muss einerseits verstanden und andererseits durch gemeinsame Regeln gegenseitig angepasst werden. Während den Jahren 2023/24 wird mit dem Projekt MultiBioKulti (Link) das Wissen und Anwenden des biologischen Gärtnerns gestärkt. Das Projekt wird unterstützt durch die Eidgenössische Migrationskommission
.Mitwirkung
Mitwirkung im Sinne der Beteiligung der Bevölkerung an ihrem Quartier will vorhandene Ressourcen aktivieren und nutzen, um Anliegen und Besonderheiten eines Quartiers aufzugreifen und entweder Positives zu verstärken oder Schwierigkeiten zu verringern. Es bräuchte aber dazu eine regelmässige und zielgerichtete Präsenz von Fachpersonen der Sozialraumentwicklung vor Ort. Die finanziellen Ressourcen, die es benötigen würde, verweigert die Stadt Wetzikon leider schon seit Beginn des Projekts. Viel wird in ausserordentlich aufwändiger Freiwilligenarbeit gemacht. Aber von Freiwilligenarbeit kann keine professionelle Intervention erwartet werden. So geschieht auf der Färberwiese meist nur das, was von selbst entsteht. Die Gefahr ist stetig gross, dass die Färberwiese deshalb zu wenig gepflegt wird und dass es ungelöste Nutzungskonflikte gibt.